1. Die Schulgebäude.

Alle Nachrichten über das Schulgebäude fehlen in der katholischen Zeit. 1551[1] erfahren wir, dass die Schule sehr baufällig sei und 70 rheinische Gulden, die Kaspar Metzsch zu Netzschkau der Kirche schulde, zu einem Neubau verwendet werden sollten. Es heißt zwar, dass die Kirche allbereit im wergk angefangen eyn schullen [Schule] zu bauen, ob es aber wirklich dazu gekommen ist, muss stark bezweifelt werden, da das ausgeliehene Geld nicht rasch oder vielleicht gar nicht einging und die Schule sich kaum zwanzig Jahre später in einem ruinenhaften Zustande befand: Ein schulhauße ist wuste wonung, niemandt darinnen ohne die stuben, da die schuler innen studirn, ein alter tisch.“[2]

1579 stellte Superintendent Reiwelt fest, das die schul sampt des schulmeisters und des kirchners Behausung so böse sein, das sie zu flicken oder zu bessern nihmer tugen, mussen gar eingerisen und alle 3 heußer ufs neue gebauet werden. Allein der anfang ist zu schwer und kein gelt vorhanden.“[3] Der Beschaffung der nötigen Barmittel galt nunmehr die Hauptsorge.

1546 hatte die Kirche zur Finanzierung des Schmalkaldischen Krieges einen kost-baren Kelch an den Kurfürsten Johann Friedrich abliefern müssen. Man hoffte auf nachträgliche Bezahlung und richtete an den Landesherrn durch die Familie von Bünau eine Bittschrift, der ein Erfolg versagt blieb. Inzwischen war das Schulhaus eingefallen. Befürchtungen ähnlicher Art bestanden für das Wohnhaus der Lehrer, so dass es geräumt werden musste.

Die Generalvisitatoren Georg Raut – Chemnitz und Rudolf von Bünau – Christ-grün bestimmten deshalb 1582 die alte Pfarre als vorläufiges Heim für Schul-meister und Kantor und befahlen dem Rat, noch im Sommer die notwendigsten Gebäude herzustellen[4].

Der Stadtverwaltung waren schon zwei kurfürstliche Befehle ähnlichen Inhalts zu-gegangen, sie weigerte sich jedoch beharrlich, diese auszuführen, zumal da sie mit den kirchen- und schuldienern noch derselben gebäuden oder ichtes anders im geringsten nichts zu thuen noch zu schaffen habe“.[5] Wie weit sie in ihrer Mit-wirkung am Baue gehen wollte, zeigt ein Brief vom 3. November 1583 an das Konsistorium[6]:


Soviel aber den bau einer neuen schule belanget, do derselbige fur-genohmen und ins wergk gericht werden solte, sindt wir iderzeitt erbottig gewesen und noch, den vorstehern des gotteshaußes aus unserm gemein-holtze, das doch sonsten geringfugig, ettliche stemme guttwillig zu geben und volgen zu lassen zuvorsichtig, wir werden bei solchem unserm erbiethen willich gelaßen und mit ferneren andern auflagen verschonet …

In rechten Fluss kam der Schulbau erst, als Herrschaft und Rat, Kirchen- und Schuldiener nach Leipzig ins Konsistorium beordert wurden. Um der kostspieligen Reise zu entgehen, fügte man sich ins Unvermeidliche und begann den Bau, so dass nach Leipzig vermeldet werden konnte (1584): Erpauung einer neuwen schulen ist im werck“.[7] Der Unterricht fand während der Bauzeit in dem Hause des Diakons Johann Schubart statt. Das neue Schulhaus diente zugleich als Wohnung für einen Lehrer. Einen kleinen Einblick in die Beschaffenheit der Schule gewährt uns die Besichtigung der Elsterberger geistlichen Gebäude am 25. August 1701 durch Mag. Zopf, den vier Kirchenvorstehern, Meister Ott, den Zimmer-mann, und Meister Flach, den Maurer. Dabei wurde folgendes befunden[8]:

 

  1. In der Knaben-Schulstuben mußen die Fenster vor Winters außgebeßert und zum Theil in näu Bley gesetzt werden, die Thielung auch an etlichen Orthen außgeflickt und der Offen innwendig verstrichen werden, weil es so sehr hinein rauchet, ob es schon von außen fleißig verstrichen wird.

  2. Uff der rechten Seiten des Vorhaußes muß ein Stück Bleibewand von näuen außgestückt, gegleibt und etliche Löcher verstrichen werden.

  3. Die Treppe in das Schulhauß muß noch mit einer steinernen Stuffe versehen werden, weil der erste Tritt auß der Schulen herauß vor die kleinsten Knaben zu hoch, und also die großen Knaben in heraußgehen sie öffters hinuntertrengen und stoßen, dass Schaden und Verdruß darauß entstanden.

  4. Der Carcer ist gantz uff einer Seiten eingefallen und zwar dahero, weil hinter deßen Mauere kein Graben oder Rinne gehalten worden, da durch das vorn Tach abfliesende Waßer ablauffen konnen und also in die Mauer einsincken und solche durchweichen müßen. Wofern nun solche Mauer nicht wieder uffgeführet wird, stehet nicht allein die gantze Schule und Cantorat-Wohnung für denen Dieben offen, sondern es sincket das Gebäude von oben hernieder, weil dieße Mauer es halten helffen.

  5. Der Schlund in der Schulstuben-Eße muß gantz verstopfft seyn, weil kein Rauch auß selbigen in die Obereße, des Cantoris Wohnstuben komt, darein sie geschleifet ist, sondern außen zurücke und das gantze Hauß durchziehet. Muß also nicht alleine durch Eßenkehrer geräumet, sondern auch unten ein Rauchfang angeleget werden, dass der Rauch sich enger faße und nach der untern Eße sich beßer zu- und also der oberen Eße gemächlich nachziehen könne.

  1. Das Holzkämmerlein muß unten auf der Thielen mit zwey Brettern auß-gebeßert und auff der Seiten an etlichen Orthen von näuem außgegleibet werden.

Punkt 7 behandelt verschiedene Schäden in der Wohnung des Kantors, der damals und nicht der Rektor das Schulhaus bewohnte.

  1. Das Schweinställigen muß auch reparieret werden, weil sonderlich vor der Niederkunft der Frau Cantorin, ein Schwein darinnen zu mesten nöthig ist.

  2. Das Tach ist auf beiden seiten sehr undüchtig und werden wohl 8 Schock Schindel nöthig seyn, dasselbe außzubessern.

  3. Die Eße ist uff einer Seiten von Regen gantz abgewaschen und muß von neuen gegleibet werden, auch ein Rinnigen darhinter angeleget.

  4. Uff dem Gange sind 2 Breter gantz durchtretten, und müßen 2 neue darfür eingezogen werden.

Kurze Zeit nach dieser Besichtigung wurde das Schulhaus ein Opfer des großen Stadtbrandes vom Jahre 1702. Mit Hilfe der üblichen Hand- und Pferdefrondienste wurde es in den nächsten Jahren[9] dergestalt aufgebaut, dass die Wohnungen des Schulmeisters, des Kantors und des Kirchners mit darin untergebracht waren. Der Wert des Gebäudes wurde 1785 auf 1.500 Reichstaler veranschlagt. Um 1773 stand das Zimmer des Kirchners leer. Er wohnte zur Miete und betrieb als gelernter Bader nebenbei eine chirurgische Praxis. Die Benutzung des Raumes für Unterrichtszwecke scheiterte daran, dass der Kirchner einen Anteil vom Schulgelde forderte. Der immer ärger werdende Platzmangel drängte im Jahre 1825 zu Verhandlungen mit den eingeschulten Dorfschaften[10]. Beschlüsse kamen nicht zustande, da Geld und ein geeigneter Bauplatz für die Schule fehlten, Bemerkenswert ist, dass ernstlich der Hof des Schlosses als solcher ins Auge gefaßt wurde[11].

1840 sank auch dieses Schulgebäude in Schutt und Asche. Der Aufbau des neuen Schulhauses nahm längere Zeit in Anspruch. Ein Entwurf des Maurermeisters Herold in Greiz fand nicht die Genehmigung des Ministeriums, das von sich aus einen andern Plan zur Ausführung empfahl. Trotzdem wurde der Bau nach dem nicht genehmigten Risse begonnen, und die Behörde vermochte nur geringfügige Verbesserungen durchzusetzen. Während der Bauzeit diente das Schießhaus an der Greizer Straße als Unterrichtslokal. Im Jahre 1858 erstand Bürgermeister Steinmüller

 

einen Teil des ehemaligen Pfarrgrundstückes, auf dem ein größerer Schulhof an-gelegt werden konnte. 1877 wurde der Schule ein zweites Stockwerk mit einem Kostenaufwand von 18.000 Mark aufgesetzt. Neue Räume (Klassenzimmer) gewann man weiter durch Entfernung aller Lehrerwohnungen aus dem Schulgrundstück. Die stetige Bevölkerungszunahme machte kurz vor dem Weltkriege eine neue Schule notwendig. Unter Gewährung eines ministeriellen Zuschusses von 10.000 Mark wurde ein schöner und geräumiger Bau mit einem Kostenaufwand von einer halben Million Mark auf dem alten Friedhof errichtet. Bis 1919 fand diese Schule als Militärlazarett Verwendung. Nach einer gründlichen Reinigung und Instand-setzung wurde das Gebäude Ostern 1920 seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt.

Das Haus, in dem bis 1582 Schulmeister und Kantor wohnten, war allem Anscheine nach eine ehemalige Kaplanei. Bis etwa 1534 besaß Elsterberg außer dem Pfarrer und verschiedenen Altaristen einen Prediger und zwei Diakone. Diese Ämter beschränkte man später auf zwei, wobei für die Lehrer Wohnungen frei wurden. 1583/1584 verzichtete man auf eine Erneuerung des genannten Gebäudes, so dass der Kantor sich bei einem Bürger einmieten musste. Erst 1638 erhielt der zweite Knabenlehrer wieder ein eigenes Heim[12]. 1702 brannte es nieder.

[1] UB. Nr. 431.

 

[2] Pfarrarchiv Elsterberg X 10.

 

[3] HStA Dresden Loc. 1981, Ber. d. Visit. usw. 1579.

 

[4] HStA Dresden Loc. 1978, Generalvis. d. Sup. Plauen.

 

[5] Ephoralarchiv Plauen II V 1 I.

 

[6] Ephoralarchiv Plauen II V 1 I.

 

[7] HStA Dresden Loc. 2000, Vis. d. Leipziger Cons. 1584.

 

[8] Ephoralarchiv Plauen II V 1 IV.

 

[9] Folgende Ausgaben sind nachweisbar: 19 alte Schock 14 Groschen 11 Pfennige zur völligen Auferbauung der Knabenschulstube und derer Ausbauung. 10 alte Schock 6 Groschen 10 Pfennige die Wohnungen des Rectoris, Cantoris und Kirchners biß unters Tach bringen (Pfarrarchiv Elsterberg IX 17). Ephoralarchiv Plauen II II 8 II heißt es: 15 alte Schock zum Elsterberger Rectorat-Bau erborgt (1706).

 

[10] Diese Verhandlungen wurden zusammengefaßt in dem Regulativ über die Modalität der Aufbringung der Kosten zwischen den Parochianern. Darnach betrug der Anteil der Stadt ⅜ der Baukosten. Konsistorialarchiv Dresden E 214 III.

 

[11] AV Dresden E 67.

 

[12] Ephoralarchiv Plauen II I 1.