Namen der Elsterberger Bürger mit Herkunft und Entstehung

Quelle Paul Reinhard Beierlein Band 3

 

Die Familiennamen[1]. Ursprünglich hatte jede Person nur einen Namen. So war es bei den Griechen und Römern, bei den Juden und auch bei unseren Vorfahren, den Germanen.

 

Als die Orte volkreicher wurden und um Verwechslungen vorzubeugen, führte man Beinamen ein, die sich vielfach auf die Kinder vererbten und so zu Familiennamen wurden. Zu der Zeit, da Elsterberg in der Geschichte auftritt, war die Bildung der Familiennamen gerade im Gange. Als abgeschlossen kann sie jedoch erst im 16. Jahrhundert gelten. Denn selbst in dieser Zeit werden öfters Elsterberger Einwohner nur mit dem Vornamen oder nach dem Berufe bezeichnet[2].
Die Beinamen deuten hin auf eine hervorstechende Eigenschaft körperlicher oder geistiger Art, auf einen Spitznamen, auf die Herkunft, den Wohnplatz, den Beruf usw. Manchmal sind auch rein zufällige Bildungen darunter; dann und wann bezeugen sie slawische Herkunft. An Hand des Elsterberger Namenmaterials soll das im Einzelnen nachgewiesen werden.
An den Herkunftsort erinnern Hans Lobenstein (1522), Hans von Gefell, Barthel Paußner, Barthel Schlewitz (Schleiz), sämtlich 1532 bezeugt, Haynsperger (1366), Voitzberger (1366), Fröbersgrüner (1557). Alzsche Auerbachin (1394), Proger (=Prager, 1542), Lymber (= Limbacher, verstümmelt zu Limmer, 1434) und viel-leicht Pauswolfin (1542; die Wolfin aus Pausa).
Gewisse körperliche oder geistige Eigenschaften deuten an:
Jakob Lang (1532), Rotmunt (1460), Gelhar (zwischen 1460 und 1470) und Ansorge (1445; ohne Sorge).
Auch Vornamen können zu Familiennamen werden.
Ich nenne: Endres Jhan (= Johannes), Jorg Fridrich, Erhart Öttel (= Otto), Michel Herman, Anthonius, Simon, Jakob, Albert und Lorenz (=Laurentius), sämtlich aus dem Steuerregister von 1532.
Eine große Anzahl von Familiennamen weist auf den einstigen Beruf hin. Beispiele dafür habe ich an anderer Stelle gegeben[3]. Als Ergänzung führe ich hier noch an: Manglerin, Teschner, Brenner, Pechborner, Mildener (= Millener = Müller), Knüpfer, Schenker, Scherer, Metzker, Schneider, Richter, Kramer, Roheleder (sämtlich 1532), Scheffer (1459), Tischer (1514), Beierlein (= Bäuerlein, 1665), Jharkoch (= Gar-koch, 1558) und Bierwagen (zwischen 1460 und 1470).
 
Slawische Herkunft lassen folgende Namen vermuten:
Frotzschner, Morel, Zocken, auch Zschocka (= Zschoch), Goldan, Minkas, Patzsch und Putzsch, Fielitz (sämtlich 1532), Coya(n) (1542) und vielleicht Zicker (Zickerer, 1394).
 
Latinisierte oder ins Griechische übersetzte Namen sind — abgesehen von einem gewissen Anthonius, der 1532 erwähnt wird — in Elsterberg für die ältere Zeit nicht nachzuweisen. Wenn man das Studentenverzeichnis im zweiten Band der vorliegenden Chronik durchsieht, so zeigt sich, dass auch die Elsterberger Bürger-söhne, die einen gelehrten Beruf ergriffen, später ihrem Namen gern ein »ius« anhingen.
Die Familie Cunigham, die 1665 erstmalig in Elsterberg bezeugt ist und hier längere Zeit hindurch ansässig war, stammte nach dem »Neueröfneten Historischen Curiositätencabinet aufs Jahr 1753« (Dresden 1753, Seite 178ff.) aus Schott-land. Der erste deutsche Cunigham war Spitzenhändler und ließ sich in Annaberg nieder.
An den Wohnsitz innerhalb der Stadt erinnert der Name Kirchhof, der 1409 als Michel auf dem Kirchhof erstmalig genannt wird.
Als Spitzname kann vielleicht Dünbier (1460) aufgefasst werden. Ein Name, der auch als Thumbier (= dummes, schlechtes Bier) vorkommt (1532).
Auf dem Lande war vielfach die Lage des Gutes oder sein Zustand für den Namen des Besitzers bestimmend. So heißt 1366 in Kleingera ein Gut der »Misthof« und dementsprechend der Bauer. In Pfaffengrün wurde der Besitzer des Gutes, das »vorn dran« lag, Vorndran genannt, woraus sich später Forner entwickelte. Der neu hinzuziehende Bauer war der Neubauer (1366). Trat eine Teilung des Gutes ein, so entstanden »Halppauern«. Ein Name, der 1445 für Ruppertsgrün belegt ist. Der Dörfler, der kein eigenes Gut besaß, sondern auf dem Rittergut arbeitete, war der Hofmann (1366).
Von besonderer Wichtigkeit für die Deutung, zuweilen auch für die Herkunft eines Namens sind die Endsilben (ick, ig, ing und chen »z«, ahd. »izo und ezo« — und »l«, ahd. »ilo«)[4].
Die Verkleinerungssilbe »l« enthalten die Namen Merkel (von Marx, Marcus), Brosel (von Ambrosius), Öttel (= Otto), Dittel (= Dietel = Dietrich), Örtel, Pestel (= Bastian), Frenzel (= Franz), Hertel (= Hartmann), Zickel (= Ziege) und Feustel (= Faust). Auch die Namen Schenderlein (Zschenderlein) und Beierlein (= Bäuerlein, Baierlein, Bayerlein und Beyerlein) gehören hierher.
Die Endsilbe »z« findet sich in Verbindung mit dem Suffix »l« bei dem Namen Dietzel, der demnach »kleiner Dietz« bedeutet und von Dieter, Dietrich abzuleiten ist. Auf diesen alten deutschen Vornamen geht auch der Familienname Dietzsch zu-rück, der vom Jahre 1366 an in und bei Elsterberg häufig auftritt. Schubert (Schubart, Schubhart) ist verwandt mit dem Althochdeutschen schuochwürchte = Schuhwirker. Ruthart (1532) ist abgeleitet von Hrodhard.
Im folgenden seien die Elsterberger Bürgernamen nach ihrem zeitlichen Auftreten aufgeführt, wobei bis etwa 1450 aus familiengeschichtlichen Gründen auch einige Einwohnernamen benachbarter Dörfer Berücksichtigung gefunden haben[5].

 

1327:           Conrad Beck, Isaak Jüde.

1365:           Niclas Schönburg, Hans Hurelpek, Nickel Schüler.

1366:           Titztz (Dietzsch) in Tremnitz, Hofmann, Truteler, Hertil, Misthof, Voitzberger, Goldan in Kleingera, Goldan in        Tremnitz, Reschen in Limbach, Milener in Christgrün, Frenzel, Haynsperg, Merglen (Merkel), Neubauer in Noßwitz.

1372:           Peter Vorster on Eubenberg (Ybinberg).

~1385:         Heinz Merbot.

1394:           Alczsche Ouerbachin in Elsterberg, Meydeler, Voyt, Richter, Schultheiß   in Brockau, Czickerer in Limbach,Kruse  (Krause), Dietrich und Seidel in  Röttis, Gelhar und Fryser in Cunsdorf.

1409:           Michel auf dem Kirchhofe.

1414:           Heinrich Hallbauer in Ruppertsgrün.

1418:           Hans Schmid in Ruppertsgrün, Hans Sculer, Michel Kirchhof, Hans Marquart, Konrad Keiner, Konrad Omhe.

1425:           Peter Hemperlyn.

1430:           Polther, Schubrecht, Meideler, Schmid, Freundt, Schwartz in Elsterberg, Heinz Peter(s) in Sachswitz.

1434:           Lymber in Ruppertsgrün.

1443:           Prinzler.

1442:           Konrad Hammerschmitt in Limbach.

1445:           Ansorge, Libalt, Meidler. Albrecht, Tuchmacher, Paul Rotmund in  Elsterberg; Tytcz, Schreiber, Halppauer, Hunger(in). Agnes in Ruppertsgrün; Eckerin in Scholas.

1448:           Cristen.

1450:           Lydemete.

1451:           Marquart, Sigelin in Elsterberg; Liboldt in Görschnitz; Hedrich und Kunath in Cunsdorf; Schmid in Losa; Schwantner in Christgrün.

1453:           Mylener in Brockau.

1457:           Michel Halpauer.

1460:           Gutzeruther, Meideler. Albrecht, Onsorge, Schneider, Peter, Kruse  (Krause), Markart, Becke, Titzel, Schott, Pützsch (Putzsch, Patzsch), Messener, Gremß, Rotmunt, Frederich, Symon, Dünbier in Elsterberg, Mattel Peter in Sachswitz, Keßler, Pfeifer, Ramag, Rothe, Koyan, Titsch zu Limbach.

1465:           Döring, Putsch, Forster, Gerber, Schneider, Kußener (Kurßner), Meydeler, Schott, Stahel,Meister,Libolt,Birwagen, Schwant(ner), Botticher in Elsterberg, Heberer in Noßwitz, Merbot in Caselwitz, Weiß in Pansdorf, Gelhar in Dölau.

1469:           Weidner, Titzel, Vischer, Potticher, Lybolt.

1475:           Cerdonis.

1476:           Stal, Czschoken (Zschoch).

1479:           Haynsperger, Fischer.

1480:           Förster, Loberin.

1481:           Plank.

1486:           Dölen.

1487:           Gunther.

1493:           Libolt.

1494:           Wittich.

1495:           Millener, Mitlacher, Libolt, Knorr, Koyan.

1497:           Linhart, Thumbier.

1499:           Gerber, Hemberger, Schaub.

1503:            Knorr.

1507             Hoffmann.

1508             Libold, Nikolaus von Elsterberg(?).

1514:            Marcus, Seidel, Jahn, Beck, Richter, Hoffmann. Albert, Millener, Tischer.

1515:           Thomas, Myllener, Scherer, Seidel, Ghan (Jahn), Lorentz, Hascher, Loberin, Ticzsch, Libaltin, Knor, Hoffmann, Fischer, Schmidt, Ott, Symon, Peck, Knupffer, Meuerer, Furst.

1517:           Schwantner, Hosterhelt, Simon, Tubler, Knupfer, Tilner, Friedrich, Lorentz, Furst, Stoer (Star), Hoffman.

1518:           Tieczsch, Jahn, Grym, Simon, Koyan, Herman, Beck, Ottel, Knor, Fischer, Lorenz, Meuerer, Schmidt, Fürst, Seidel, Hosterhelt, Hering, Scherer, Zschonka (Zschoch), Libolt.

1520:           Herman, Merckel, Feige.

1521:           Elbel, Bechstein, Schubarth.

1522:           Metzker, Mitlacher, Stor (Star), Schmidt, Lobenstein, Schuster, Knorr.

1524:           Metzker, Jahn, Patsch, Albrecht, Simon, Elbel.

1527:           Schwantner.

1528:           Schoncker (Schenker), Metzker.

1529:           Wilke.

 

Sämtliche Bewohner Elsterbergs sind erstmalig aufgezeichnet im Steuerregister vom Jahre 1532.

[1] Vgl. UB. Nr. 10 u. 14. Das schwierige Problem der Namen kann im Rahmen einer Stadtgeschichte nur andeutungsweise behandelt werden.

 

[2] In ThStA Weimar Reg. Bb 2923 wird ein Elsterberger Fuhrmann Matts genannt, der Hopfen nach Plauen bringt (um 1510).

 

[3] Siehe Kapitel XVIII.

 

[4] Vgl. hierzu A. Meiche: Altmeißner Bürgernamen in den von W. Lippert herausgegebenen »Meißn.-Sächs. Forschungen«, 1929; C. Angermann: Vogtl. Familiennamen in den »Vogtl. Forschungen«, 1904 u. E. Wasserzieher: Bilder aus der deutschen Sprache (3. Aufl.), 1934, S. 34ff.

 

[5] Die Namen der Geistlichen und Lehrer fehlen in dieser Zusammenstellung. Sie sind im Band II dieser Chronik zu finden.