Die Geschichte der Schule

 nach Chronik Elsterberg Band II von Paul Beierlein

  1. Allgemeine Entwicklung des Schulwesens, insbesondere der Knabenschule.

Über die Entstehung der Elsterberger Schule ist nichts bekannt. Im Jahre 1817[1] beabsichtigte der Rektor J. Chr. Römhild, „historische Nachrichten von der Elsterbergischen Knabenschule, sowie auch von einigen in dem Pastoratarchiv gefundenen merkwürdigen alten Urkunden und milden Stiftungen“ herauszugeben. Die Aufzeichnungen Römhilds sind anscheinend niemals gedruckt worden, was um so bedauerlicher ist, da beim Brand von 1840 wichtige Zeugnisse der schulischen Entwicklung Elsterbergs zerstört wurden. Immerhin ist es möglich, einen Schul-meister schon im Jahre 1445 nachzuweisen[2]. In der Beilegung eines kirchlichen Streites erklärte der Pfarrer Petrus Sprembergk:

„Auch so schal [soll] ich addir meine nachkomelinge einen prediger, zweien cappellane, schulmeister und kirchner itzlichen einen guten groschen geben darumb, daz sie singen vigilien und messen noch laut des haubtbriffes.“

Wir sehen den Lehrer (Rektor) hier in einer Stellung, in der er bis 1894 bleiben sollte, nämlich als kirchenmusikalischen Beamten. Daraus und aus der Tatsache, dass bis zum Jahre 1528 der Pfarrer den Schulmeister besoldete[3], können wir schließen, dass die Schulgründung erfolgte, um den Gottesdienst musikalisch reicher auszugestalten. Wir haben es demnach in Elsterberg mit einer sogenannten Pfarr-schule oder auch kleinen Schule (scola parva oder minor) zu tun, deren Unterricht sich auf Lesen, Schreiben, Ziffernkenntnis, elementare lateinische Formenlehre und Satzlehre, Lektüre und Memorieren eines lateinischen dürftigen religiösen Lese-stoffes und Kirchenfestkalenders, Kirchengesang einzelner geeigneter Knaben[4]

beschränkte.

[1] Vogtl. Anzeiger in Plauen 1817 No. 13.

 

[2] UB. Nr. 157. Ich verweise gleichzeitig auf Fußnote Nr. 588, wo ich zeige, dass die Elster-berger Schule wahrscheinlich zwischen 1372 und 1445 entstanden ist.

 

[3] ThStA Weimar Reg. Nn 63., vgl. auch UB. Nr. 340.

 

[4] Neues Archiv f. Sächs. Geschichte 8, Müller: Die Anfänge des sächs. Schulwesens.

In dieser Form erhielt sich die Schule, an der übrigens nur ein Lehrer wirkte, bis in die Reformationszeit. Die religiöse Umwälzung brachte die Kirche in finanzielle Schwierigkeiten. Der Dezem von den umliegenden Dörfern blieb aus. Spenden, die sonst regelmäßig oder gelegentlich gegeben wurden, fielen fort. Bei der völligen Abhängigkeit von der Kirche musste die Schule unter diesen Zuständen leiden. An dem Schulhaus konnte nichts ausgebessert werden; es verfiel. Der Pfarrer vermochte den Schulmeister nicht mehr zu besolden. Man griff zu dem Hilfsmittel, zwei Lehen zusammenzulegen und die freiwerdenden Mittel für kirchliche und schulische Zwecke zu verwenden. Auch bestimmten die kurfürstlichen Kommissare Günther von Bünau, Amtmann zu Altenburg, und Georg Spalatin die Schwantnersche Stiftung[1] zu einer predicatur und schule, dorauf [die Elsterberger] gelarthe menner und redliche, erhalten mochten.“[2] Eine Zwischenregelung für die Be-soldung des Lehrers wurde getroffen[3]. Bemerkenswert bei all diesen. Änderungen ist die Tatsache, dass in Elsterberg einzig und allein die Kirche als die Trägerin des Schulgedankens auch in der Reformationszeit auftritt. Der Rat legte zwar im Jahre 1540, als die Kirchenkleinodien verkauft und die Gelder irgendwie verwendet werden sollten, ein gutes Wort für die Schule ein, aber hierbei handelte es sich eben nicht um eigene, sondern um kirchliche Mittel[4].

 

Ein kurfürstlicher Befehl vom Jahre 1541[5] traf Bestimmungen über die Verwendung der Gelder aus den Kleinodien, wobei aber für die armen Studenten und Schüler nur Restgelder übrigblieben.

Um dieselbe Zeit baute man durch Anstellung eines zweiten Knabenlehrers, des Kantors, das Schulwesen mehr aus, wohl beeinflußt durch den Unterricht der Visitatorn an die Pfarhern im Kurfürstenthum zu Sachsen, itzt durch D. Mart. Luth. corrigiert. Wittenberg 1538. Dadurch ermöglichte sich die Gliederung der Schule in mehrere Klassen. Wahrscheinlich erst zu Anfang des 17. Jahrhunderts trat der Kirchner als dritte Lehrkraft — allerdings mit nur wenigen Stunden — in den Dienst der Knabenschule. In der Bestallung des Kirchners Adam Haberberger vom 15. Dezember 1648[6] wird dieser dergestalt vociert, dass er sich besonders auch in der Schule als ein Baccalaureus gebrauchen lassen solle.

Bestrebungen, die Lehrkräfte wieder auf zwei herabzumindern, setzten im Jahre 1688 ein[7]. Die Kirche vermochte infolge der Nachwirkungen des Dreißigjährigen Krieges die Lehrer nur unter Schwierigkeiten zu besolden. Infolgedessen schlug der Elsterberger Schlossherr Carl Haubold von Bose dem Konsistorium vor, die erste Schulstelle, die sich gerade erledigt hatte, einzuziehen. Während der Kantor Rüdel stark für diesen Plan eintrat, begegnete er sonst allseitigem Widerstand, so dass er nicht zur Ausführung kam. Trotz des starken Wachstums der Einwohnerzahl im 18. Jahrhundert und der Einführung der Schulpflicht blieb der äußere Rahmen des Schulwesens derselbe: Ein Klassenzimmer und drei Lehrer. Die ständigen Klagen über die bißhero sehr in Verfall gerathene Knabenschule finden in diesen Ver-hältnissen zum guten Teil ihre Erklärung, zumal eine mehr als schlechte Bezahlung den Eifer der Lehrkräfte nicht anzufachen vermochte. Auch die Ausschulungen brachten keine wesentliche Entlastung der Stadtschule. Sie blieben eine halbe Maß-nahme, da die Dorfkinder der Konfirmation wegen vom zwölften Lebensjahr ab doch noch die Elsterberger Schule besuchen mussten. Pfarrer Anger bemühte sich eifrig um eine Besserung. Er stieß aber auf starken Widerstand in der allen Neuerungen abholden Bevölkerung[8]. Rektor Römhild verfasste über die Verbesserung des Schulwesens eine Denkschrift[9], die darin gipfelte, eine Lehrerstelle einzuziehen und die freiwerdende Wohnung als Klassenzimmer zu benutzen. Dieser Vorschlag fand viel Beachtung, wurde aber abgelehnt, weil der Gemeinde die Beibehaltung der alten Kirchen- und Schulverfassung sehr am Herzen lag. So bestand der Zustand weiter, den 1790 F. G. Leonhardi[10] mit folgenden Worten geißelte: Elsterberg hat …. eine lateinische Schule, wo zuweilen, wie dies leider auch der Fall von mehr Orten ist, Rektor und Kantor zu gleicher Zeit in einer Stube lehren. Erst im September 1805 wurde dem auf Anordnung des Konsistoriums[11] ein Ende gemacht. Da es an einem zweiten Klassenzimmer fehlte, räumte der Kantor seine Wohnung. Eine merkliche Besserung der Schulverhältnisse führten die Auswirkungen des Volksschulgesetzes vom Jahre 1835 durch Gründung der Schulgemeinde und Sicherung der Stellung des Lehrers herbei. Die durch den Brand von 1840 verursachte große Notlage auch in schulischer Beziehung wurde gemildert durch besondere Darlehen der Staatsregierung. 1875 stellte man auf Grund des Volks-schulgesetzes vom Jahre 1873 einen Direktor an. Eine Selekta wurde 1883 eingerichtet. Das Übergangsschulgesetz vom 22. Juli 1919 brachte die Ein-heitsschule. Die allgemeine Fortbildungsschule wurde ihrer Aufgabe ent-sprechend in eine Berufsschule mit selbständiger Leitung umgewandelt.

 

[1] Siehe Kirche und UB. Nr. 285, 300, 340, 346.

 

[2] UB. Nr. 346.

 

[3] Siehe Kap. „Der Schulmeister

 

[4] UB. Nr. 399.

 

[5] UB. Nr. 406.

 

[6] Konsistorialarchiv Dresden E. 23.

 

[7] Ephoralarchiv Plauen II III 5.

 

[8] Ephoralarchiv Plauen II V 1 XII.

 

[9] Ephoralarchiv Plauen II III 2 I.

 

[10] F. G. Leonhardi: Erdbeschr. der churfl. sächs. Lande, 1790.

 

[11] AV Dresden E 313.

Nach dem »Rechenschaftsbericht des Hilfskomités zu Elsterberg über die nach dem am 30. Mai 1840 daselbst erfolgten Brandunglück bei ihm ein-gegangenen Unterstützungen (Elsterberg 1842)«[1] sind insgesamt 10.585 Taler 10 Groschen und 8 Pfennige verteilt worden. Das sächsische Königshaus hatte dazu 600 Taler gespendet. Die Summen, die der Staat opferte, damit Kirche und Schule wieder aufgebaut werden konnten, müssen jenen Geldern hinzugerechnet werden, um zu erkennen, welche großen Opfer damals die Allgemeinheit für Elsterberg ge-bracht hat[2].

[1] Schrift liegt im HStA Dresden Amtsger. Meißen Nr. 377.

 

[2] Siehe Kap. VII.

1583: Die 25 Klafter Brennholz, die den städtischen Wäldern jährlich entnommen wurden, waren bestimmt für die Knaben- und Mädchenschule

Anno 1700, d. 10. Dezember, soll das Schulpappier, nehmlich 1 Rieß vor 22 Groschen folgender Maßen außgetheilet werden:

2 Buch Pastorie                                              2 Buch dem Herrn Cantori

1 Buch Hn. Archidiac.                                     2 Buch dem Herrn Organisten

1 Buch Hn.    Diacono                                     1 Buch dem Herrn Kirchner

2 Buch dem Herrn Rectori                               Summa 10 Buch.

Die übrigen 10 Bücher werden unter die Schulknaben, wie vorm Jahr, also ein getheilet, dass weil der Knaben heuer abermahls etliche Achtzig sind, den

15 Knaben uffm ersten Tisch anfangs jeglicher 5 Bogen. Die

15 Knaben uffm andern Tische iedweder 4 Bogen, und die

12 Knaben ubern dritten Tische auch ein jeder nur 3 Bogen bekommen soll.

Derer noch kleineren Knaben, so uff denen langen Schulbänken herumbsitzen, soll jedweder auch 2 Bogen bekommen. Und weil eine gute quantität muß übrig bleiben, also soll von fornen an, denen so da schreiben, iedweden noch 2 Bogen distribuiret und folgends ieglichen überein, so weit es langet und sonderlich denen fleisigsten 1 Bogen nachgegeben werden.

Beierlein Bd 2 Anhang S